Für manch einen scheinen innerstädtische Einkaufscenter so etwas wie Herzschrittmacher für die Innenstädte zu sein; andere sehen in ihnen eher eine Bedrohung. Die Wahrheit liegt — wie so oft — irgendwo zwischen den Extrempolen.
Die Einkaufszentren erobern die Innenstädte. Glaubt man dem Deutschen Institut für Urbanistik, so gibt es inzwischen etwa 400 dieser Zentren mit einer Größe von über 10.000 m²; 150 davon liegen in den Innenstädten großer und mittlerweile verstärkt auch mittlerer Städte. Einkaufszentren von der grünen Wiese am Stadtrand zurück ins Herz der Städte zu holen, erscheint erst einmal als keine ganz verkehrte Strategie. Bestenfalls fungieren sie dort als Magnet, der einkaufswillige Menschen in die Innenstädte treibt, Menschen, die nicht alleine im Einkaufszentrum bleiben, sondern davor oder danach auch manch einem alteingesessenen Einzelhändler einen Besuch abstatten. Das… war das Best-Case-Szenario. Manch Innenstadthändler hält es da eher mit dem Negativszenario und befürchtet Umsatzeinbußen. Völlig unbegründet sind diese Befürchtungen nicht, jedenfalls nicht immer.
„Stereotyp angelegte und suboptimal verortete Einkaufszentren können den Innenstädten schaden“, schreibt das Deutsche Institut für Urbanistik in einer neuen Studie über die Wirkung großer Einkaufszentren auf die Innenstädte. Untersucht wurden die Städte Bocholt, Düren, Erfurt, Hagen, Kempten (Allgäu), Osnabrück, Regensburg, Schwedt/Oder, Schwerin, Siegen, Wetzlar und Wilhelmshaven. Als Vergleichsstädte ohne innerstädtische Einkaufszentren wurden die Städte Bremen, Mannheim, Minden und Potsdam ausgewählt. Ein Kernergebnis: Ist das Einkaufszentrum zu groß, so birgt es eher Gefahren als Vorteile für die Innenstadt. Viele Kunden reisen zu solchen Zentren mit dem Auto an, verlassen sie mit dem Auto wieder, ohne je mit dem Rest der Innenstadt in Berührung gekommen zu sein.
Studienergebnisse und Erfahrungen betonen die Wichtigkeit sorgfältiger Planung bei der Ansiedelung von Einkaufszentren in den Innenstädten. Wichtig scheint die Lage, die bestenfalls direkten Zugang zu den Einkaufsstraßen der Innenstadt bietet. So können Ströme potenzieller Käufer hin- und herpendeln. Daneben sollte der Branchenmix stimmen, um einerseits vorhandene Sortimente in den Innenstädten zu ergänzen, andererseits tatsächlich jene Magnetwirkung zu entfalten, die man sich von Einkaufszentren verspricht. Nicht jedes Einkaufszentrum schafft das; Beispiel: die Hannover Esplanaden; die Händler in diesem Einkaufszentrum klagen sowohl über hohe Mieten als auch über mangelnde Laufkundschaft. Ein Allheilmittel scheinen Einkaufszentren wohl dann doch nicht zu sein!