Der Deutsche Mieterbund hat wohl manch einem Mieter im Mai 2009 ein Lächeln auf die Lippen gezaubert: Sinkende Mieten außerhalb der Ballungszentren könnten diejenigen, die dorthin ziehen, entlasten. Kommt es zu einer kleinen Wanderbewegung innerhalb Deutschlands?
Die freudige Nachricht vom DMB
Wer in heutiger Zeit aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Krise oder persönlicher Krisenumstände finanzielle Probleme hat, der sollte eventuell über einen Umzug nachdenken. In der ersten Maihälfte 2009 veröffentlichten gleich mehrere Medien die Aussage eines Sprechers vom Deutschen Mieterbund (DMB), dass die Mieten abseits der Universitätsstädte und Ballungszentren vielerorts aufgrund sinkender Immobilienpreise ebenfalls sinken werden. Der DMB hatte diese Tendenz bei Neuverträgen bemerkt. Betroffen seien vor allem Gebiete in Ostdeutschland, in denen das Wohnangebot sowieso schon aufgrund von hoher Abwanderung groß sei und in denen die Mieten bereits vorab im Deutschlandvergleich preiswert waren. Die Finanzkrise verstärke dort also nur Tendenzen, die ohnehin vorhanden seien. Wir fassen bis hierhin zusammen: Wer also Miete sparen möchte, zieht in strukturschwache Regionen, in denen die Mieten preiswerter sind, und spart Geld dabei. Schön, wenn die Dinge so einfach wären.
Sinkende Mieten als Umzugsanreiz?
Das Problem dabei ist natürlich, dass hohe Abwanderungsraten in den besagten Regionen meist nicht von ungefähr kommen. Es fehlt oftmals an Arbeitsplätzen, was den möglichen Anreiz, dorthin umzuziehen, um Miete zu sparen, für die allermeisten Menschen zunichte macht. Und ob strukturschwache Regionen nun gerade in Zeiten der Finanzkrise Gelegenheit haben, verlorenes Terrain aufzuholen, mag zumindest bezweifelt werden: im Einzelfall vielleicht ja, aber im Allgemeinen? 300 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen werden Bund, Länder und Gemeinden nach Schätzungen des Bundes der Steuerschätzer bis 2013 einnehmen. Der Präsident des Deutschen Städtetages sieht „lange, karge Jahre“ auf die Städte zukommen, spricht von Gewerbesteuereinnahmen, die bereits 2009 um zehn oder gar um 20 Prozent sinken. Städte, die sowieso wenig Gewerbe auf ihrem Stadtgebiet verzeichnen, und darben, könnten dadurch möglicherweise noch tiefer in die Misere rutschen.
Teure Ballungsräume
Es könnte also gut so sein, dass strukturschwache Regionen in der Finanzkrise strukturschwach und dass Ballungsräume Ballungsräume bleiben. Viele Menschen möchten sich halt doch nicht allzu weit von potenziellen Arbeitsplätzen wegbewegen. Allerdings wird sich manch einer vielleicht dennoch überlegen, ob er nicht etwas mehr Fahrtzeit bis zur Arbeitsstätte in Kauf nimmt. In den Ballungsräumen ist von sinkenden Mieten nämlich oftmals nichts zu spüren: eher im Gegenteil. Familienfreundliche Drei- oder Vier-Zimmer-Wohnungen sind etwa in Stuttgart einer aktuellen Immobilienstudie nach im ersten Quartal 2009 gegenüber dem Quartal 1/2008 um 7,5 bzw. 8,9 Prozent gestiegen. Zumindest kleinere Wanderbewegungen sind da nicht ausgeschlossen.
Ich würde mit keiner bemerkenswerten Wanderbewegung rechnen… die Regionen mit günstigen Mieten bringen zu viele Nachteile mit, weniger Arbeitsplätze, schlecht Infrastruktur… und selbst wer bereit ist ein Stück weit zu pendeln, der wird Zeit und Geld für die Fahrt investieren müssen. Das muss sich nicht lohnen. Der mittelfristige Trend in die Stadt wird in meinen Augen in den nächsten Jahren nicht abreißen.