Die Finanzkrise scheint den Mieten in Toplagen deutscher Einkaufsmeilen nicht viel anhaben zu können, wohl aber leiden manche Mieter an der Krise und darüber hinaus eventuell an verändertem Einkaufsverhalten. Zu denjenigen, die das Feld räumen, dürfte auch manch eine alteingesessene Warenhaus – Filiale gehören.
Besitzer von Einzelhandels – Immobilien in Toplagen mussten sich 2008 keine großen Sorgen machen; laut Kemper’s Jones Lang LaSalle lag das Niveau der Vermietung 2008 auf dem Niveau des Vorjahres. Dieser Aussage zugrunde liegt eine Untersuchung von insgesamt 440 Vermietungen. Kemper’s Jones Lang LaSalle prognostiziert für 2009 eine stabile Marktsituation. Derweil verzeichnet das Maklerunternehmen Brockhoff &Partner für 2008 durchschnittliche Mietpreissteigerungen in den 1A Lagen des Einzelhandels um 3,2%, wobei bei den 313 untersuchten Toplagen große Unterschiede existieren: Während etwa in Berlin die Durchschnittsmiete für Kleinflächen (60m² bis 120m²) um 17% anstieg, musste Essen für die untersuchten Essener Toplagen Mieteinbußen bei Kleinflächen um durchschnittlich 14% hinnehmen. Das beweist einmal mehr: Durchschnittswerte können den Blick auf den Einzelfall nicht ersetzen. Und dennoch: Weitgehend scheint es um Deutschlands 1A Lagen für den Einzelhandel nicht schlecht zu stehen.
Andererseits könnte es jedoch sein, dass Besucher der Top-Einkaufsmeilen 2009 manch einen neuen Shop erblicken werden, während andere, gewohnte Shops plötzlich nicht mehr aufzufinden sind. Insolvenzen aus der letzten Zeit — so Kemper’s Jones Lang LaSalle — dürften für eine erhöhte Fluktuation bei den Mietern von 1A – Lagen sorgen. Eine drastische Zunahme der Insolvenzen auch in der Handelsbranche prognostizierten etwa die Euler Hermes Kreditversicherungs-AG und das Zentrum für Insolvenz und Sanierung der Universität Mannheim in einer gemeinsamen Studie. Bereits 2008 mussten ja die Warenhaus – Ketten Hertie, SinnLeffers und Wehmeyer Konkurs anmelden. Neben individuellen Schwierigkeiten und Versäumnissen könnte das auch allgemeine Ursachen haben: Die Unternehmensberatung A.T. Kearney sieht Warenhäuser — so eine Nachricht der Associated Press — seit vielen Jahren unter Druck. Es könnte sein, dass eine Konsolidierung des Marktes bevorsteht, denn tatsächlich haben etwa in der Drogeriebranche längst Fachmärkte wie Rossmann die Nase vorn und erobern auch die Toplagen der Einkaufsmeilen. Andere Fachhändler wie den Schuhhandel Reno, der einst vor allem am Stadtrand seine Produkte verkaufte, treibt es ebenfalls in die Innenstädte. Vielleicht sollten Sie im nächsten Jahr einmal in der Top-Einkaufsmeile Ihrer Stadt genau darauf achten, wer da kommt und wer da geht?
Wenn ich dagegen sehe, wieviele Supermärkte zur Zeit in meiner Umgebung neu gebaut werden, obwohl bereits jetzt schon mehr als genug davon vorhanden sind, dann habe ich den Eindruck, dass es unserere Wirtschaft gar nicht so schlecht gehen kann.