Ein Gütesiegel für nachhaltiges Bauen soll dazu beitragen, umweltfreundliche Energiespar-Immobilien erkennbar zu machen und einheitliche Bewertungsgrundlagen zu bilden. Das Problem dabei: Weltweit existieren gut zwei Dutzend dieser Labels. Mittlerweile gibt es in Deutschland deshalb so etwas wie ein Gütesiegel für Gütesiegel und in Europa werden die Forderungen nach einheitlich europäischen Lösungen lauter.
Die Sache mit den Normierten Normen
„Normierte Normen“: Das klingt erst einmal nach Bürokratie en masse. Es bedeutet letztlich, dass Menschen in Büros oder Konferenzsälen sitzen und sich Gedanken darüber machen, nach welchen Regeln sie Regeln aufstellen. Das klingt ein wenig wie der Witz, dass manche Konferenz nur dazu da sei, die eigene Tagesordnung festzulegen. Tatsächlich macht eine Normierung der Normen aber zumindest bei Gütesiegeln für Nachhaltiges Bauen oder nachhaltig sanierte Gebäude Sinn, weil einheitliche Bewertungsregeln für mehr Transparenz bei der Bewertung sorgen. Am fünften Oktober 2009 veröffentlichte das Bundesbauministerium eine Pressemitteilung und gab bekannt, Bewertungssysteme die „den hohen Qualitätsstandards der Bundesregierung entsprechen“, zukünftig auf Antrag das Prädikat als ein „von der Bundesregierung anerkanntes Gütesiegel“ zu verleihen. Die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) nannte dieses neue Instrument „überfällig“, um ein verlässliches und transparentes Qualitätsniveau für Nutzer zu schaffen. Mit Bezug auf die jetzige Situation sprach sie von Wildwuchs der Gütesiegel.
Das Streben nach Europäischen Bewertungen
Noch ein ganzes Stück weiter ging die Ingenieurkammer Sachsen. Sie unterzeichnete am 29. Oktober 2009 ebenso wie Ingenieurkammern aus Bulgarien, Österreich, Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn eine internationale Erklärung mit der Forderung nach Europäischen Standards“ und einem „Europäisches Gütesiegel Nachhaltiges Bauen“. Nach Aussage des Sächsischen Wirtschaftsministers Sven Morlock böte das die Chance einer einheitlichen Marke für den europäischen Standort und eines gestärkten Verbraucherschutzes. Tatsächlich dürften sich die Qualitätskriterien eines einheitlichen Gütesiegels eher in den Köpfen festsetzen und somit als Bewertungsinstrument taugen als die Kriterien mehrerer teils kaum vergleichbarer Nachhaltigkeitssiegel. Frage bleibt, ob der Wille zur Schaffung solch eines Instruments in Europa irgendwann groß genug ist, um das Instrument tatsächlich zu realisieren. Das herauszufinden, wäre dann wohl der Job eines Sehers. Menschen mit solch einer Gabe mögen sich in diesem Blog melden.