Der Viktualienmarkt in München ist ein Marktplatz mit Tradition. Wie schon die ursprüngliche Wortherkunft Viktualien = Lebensmittel vermuten lässt, bieten hier zahlreiche Händler an allen Wochentagen außer Sonntagen und Feiertagen frische Waren wie Gemüse, Obst, Kräuter, Blumen, Fleisch, Eier, Brot Käse etc. an. Sie ziehen damit das heimische Feinschmeckerpublikum genauso an wie täglich unzählige Touristen, die die einzigartige Atmosphäre auf sich wirken lassen.
22.000 Quadratmeter umfasst der Marktplatz, der Anfang des 19. Jahrhunderts, nachdem der ursprüngliche Münchner Stadtmarkt auf dem heutigen Marienplatz flächenmäßig zu klein wurde, die neue Handelsfläche der bayrischen Landeshauptstadt wurde und 140 Händlern den Vertrieb ihrer frischen Waren ermöglicht.
Nun soll der Viktualienmarkt baulich grundlegend neu gestaltet werden, was bei vielen Händlern auf Unmut stößt. Die kleinen Marktbuden entsprechen nicht mehr den strengen Hygiene-Richtlinien der EU, es mangelt an der nötigen Versorgung mit Strom und Wasser, die sanitären Gegebenheiten sind mangelhaft und die logistische Seite, wie zum Beispiel Anfahrtswege für Zulieferer, ist problematisch. Die Stadtverwaltung hat dies zum Anlass genommen, ein Planungsbüro mit der Sanierung und Neugestaltung des Viktualienmarktes zu beauftragen.
Es soll ein Gleichgewicht zwischen dem ursprünglichen Charme und Zugeständnissen an die Touristen erzielt werden. Bei der Interessengemeinschaft der Viktualienmarkthändler schrillen indes die Alarmglocken. Sie befürchten eine „Luxussanierung“ des Marktplatzes, inklusive der Ansiedlung Münchner Edelfilialen wie Feinkost Käfer oder Dallmayr. Zudem rechnen sie mit der parallelen Erhöhung der Standpachten und sehen dadurch das wirtschaftliche Überleben kleiner Nischenhändler in Gefahr.
Auch die „Schrannenhalle“ in unmittelbarer Nachbarschaft zum Viktualienmarkt wird ins Spiel gebracht. Diese historische, an die heutige Großmarkthalle angelehnte Immobilie brannte 1932 ab und wurde 2005 neu aufgebaut. Leider ging das Konzept des Betreibers mit einer Kombination aus Gastronomie und Veranstaltungen nicht auf, heute steht die gläserne Halle leer. Nun schlagen Münchner Lokalpolitiker vor, hier Händler mit empfindlichen Waren unterzubringen. Dagegen sprechen wiederum angenommene zu hohe Pachten sowie im Sommer durch die gläserne Architektur bedingte, zu hohe Temperaturen.
München bleibt zu wünschen, dass es für den Viktualienmarkt eine Lösung gibt, die den ursprünglichen Charme des Marktplatzes sowie seine Tradition erhält, gleichzeitig aber auch den Anforderungen der heutigen Zeit an Technik und touristischer Attraktivität gerecht wird.