Mit dem „International Association Meetings Market“ wird jährlich die Anzahl der internationalen Kongresse in den europäischen Großstädten erfasst. Spitzenreiter sind Paris und Wien, die in 2008 139 internationale Veranstaltungen ausrichten konnten.
Köln und Bonn schneiden mit den Plätzen 164 (im Vorjahr immerhin noch Platz 93) bzw. 128 im ehemaligen Regierungssitz eher bescheiden ab, Berlin konnte immerhin Platz 5 erreichen. So verwundert es nicht, dass der Erweiterungsbau für das neue World Conference Center Bonn (WCCB), dessen Kosten plötzlich auf 200 Millionen Euro explodiert waren, kurz vor dem Scheitern stand. Nur durch einen 30 Millionen Euro Kredit der Stadtväter konnte das Projekt vor dem Aus gerettet werden. Generell ist die Zahl der Kongressteilnehmer im letzten Jahr in der Tat rapide gesunken, viele Firmen sparen in finanziell schweren Zeiten an Dienstreisen und Tagungen für ihre Mitarbeiter. Und auch die Rheinregion hat mit abnehmenden Besucherzahlen zu kämpfen, während das gesamte Land Nordrhein-Westfalen im 2008 einen Besucherrekord mit 17,6 Millionen Gästen verzeichnen konnte.
Experten sehen die rückgängigen Tagungsbesucherzahlen in Bonn und Köln nicht in der Finanzkrise begründet, sie verweisen eher auf das mangelnde Raumpotenzial für Kongresse in der Region. So konnte beispielsweise das Marriott in Köln gar nicht sämtliche Anfragen bedienen, da es an den Raumkapazitäten mangelte. Um dem zukünftig entgegen zu wirken, eröffnete das Marriott ein modernes Kongresszentrum in unmittelbarer Nähe zum Dom, in der Johanniesstraße, das über 16 Konferenzräume mit 1.500 Plätzen verfügt.
Und auch der Betreiber der Orte Tanzbrunnen, Messe Köln, Gürzenich und Flora kann sich über mangelnde Auslastung in 2008 nicht beklagen. Er richtete immerhin 400 Events aus. Auffällig jedoch die vielen kleinen Einzelstandorte. Und das scheint der entscheidende Punkt zu sein. Die Experten fordern für Köln ein großes, modernes, den heutigen Ansprüchen an Präsentationstechnik etc. angepasstes Kongresszentrum mit entsprechender Gastronomie. Zudem sollen die Kongresse und Tagungen, die bislang einem organisatorischen Chaos im Vorfeld oblagen, zentral organisiert werden. Bis dato gab es keine zentrale Stelle, die Tagungen registriert, freie Kapazitäten geprüft und Tagungsorte entsprechend vergeben hat. Das soll sich nun ändern. Das Cologne Convention Bureau wurde Mitte 2008 ins Leben gerufen, und soll nun für eine zentrale Organisation der Events sorgen. In Bonn gibt es entsprechend das Bonn Conference Center Bonn, das Veranstaltungen im Kameha Grand Bonn, Maritim Hotel und zukünftig auch im World Conference Center Bonn, dessen Existenz jetzt wohl gesichert ist und in Anbetracht der Experteneinschätzung auch berechtigt erscheint, verwalten soll.