Längst hat die Finanzkrise die Immobilienbranche erreicht; Kongresse erheben sie zum Hauptthema, als Gespenst schwebt sie über vielen Arbeitsplätzen. Wie tief steckt die Branche in der Krise?
Immobilienbranche und Finanzkrise wird Hauptthema des 19. Jahresauftaktkongresses der Immobilienwirtschaft CIMMIT sein; über 35 Referenten werden sich diesem Thema widmen; sie werden Prognosen zur Dauer des Abschwungs wagen und mögliche Wege aus der Krise hinaus ebenso aufzeigen wie konkrete Strategien, um Fremdkapital für Immobilien – Projekte zu gewinnen. Ernste Themen, die da erörtert werden, an denen wohl aber kein Weg vorbei führt; wirft man etwa einen Blick auf den Gewerbeimmobilien – Markt, so stößt man beispielsweise auf Zahlen, die das Immobilien – Dienstleistungsunternehmen Atisreal veröffentlicht hat. Nach Angaben des Unternehmens sank das Transaktionsvolumen bei Gewerbeimmobilien in Deutschland innerhalb der ersten neun Monate des Jahres 2008 auf 17,5 Milliarden Euro, was verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ein Minus von 61% bedeutet. Auch der Blick auf den King Sturge Immobilienkonjunktur-Index verheißt nichts besonders Gutes: Der Indexwert lag im Oktober 2008 bei 55,4, einen Monat zuvor noch bei 69,7 und im Januar 2008 bei 110,1. Diese Indexwerte werden einerseits aus abgefragten Erwartungen der Entscheider in der Immobilienbranche generiert, andererseits aus Daten wie der Entwicklung von Miet- und Kaufpreisen bei Immobilien und den Investitionssummen.
Die Entwicklung in der Immobilienbranche berührt voraussichtlich auch den Arbeitsmarkt in Deutschland. Laut Konjunkturumfrage des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen im Herbst 2008 werden 31% der befragten Immobilien – Unternehmen in Deutschland voraussichtlich Personal abbauen, während durchschnittlich nur eins von zwanzig befragten Unternehmen eine Aufstockung des Personals plant. Diese Zahlen sind weitaus schlechter als die, die im Frühjahr 2008 erhoben wurden, als nur 10% aller befragten Unternehmen einen Personalabbau planten. Die Krise hat auch die Köpfe der Manager in der Immobilienbranche erreicht: Nur drei von 100 Befragten glaubten, dass das Jahr 2009 eine Verbesserung für die Branche bringe. Die Veranstalter von Kongressen wie dem Jahresauftaktkongress der Immobilienwirtschaft scheinen ein gutes Gespür für die richtige Themenwahl zu haben.
In den Statistiken ist dieser Trend noch nicht bemerkbar. Die Immobilienpreise sind im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt immer noch sehr hoch. Ein Abwärtstrend wurde bisher nur bei Gebrauchtimmobilien registriert. Neubauten sind sogar durchschnittlich im Wert gestiegen. Zudem wurde erst gestern zum Beispiel gemeldet, dass man in München über 700.000 € für ein Eigenheim bezahlen muss. Es gibt widersprüchliche Zeichen. Wenn mehr Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten geraten sollten und Immobilien veräußern müssen, wie es derzeit GM tut, gehen die Preise natürlich in den Keller.
Tatsächlich scheint ein Abwärtstrend eher bei Gewerbeimmobilien sichtbar zu sein; ein Indiz dafür, dass auch beim Wohnimmobilienmarkt in Deutschland zurzeit zumindest vorsichtiges Abwarten bei Investoren vorherrschen könnte, ist für mich allerdings beispielsweise die Schließung des Berliner Büros von Jones LangLasalle, das erst im Januar 2008 eingerichtet worden war und in allererster Linie Asset Management Dienstleistungen bei Wohnimmobilien offerierte. Nur fanden sich scheinbar keine Investoren, die diese Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollten.
Die Immobilienberatung Knight Frank sieht in ihrer jüngsten Studie einen Rückgang der Preise für Wohnimmobilien in Deutschland um 3,5% gegenüber dem Vorjahr. Aber ich gebe dir Recht, es gibt auch ganz andere Zeichen:
„Hamburg: Ungebremster Preisanstieg bei Mietwohnungen“
„Miethäuser in Berlin bleiben auch 2009 begehrt bei Investoren“
titelte das property Magazin jüngst. Wahrscheinlich ist das so in kritischen Situationen: Es sprechen unterschiedlichste Stimmen und sie halten unterschiedlichste Reden. 😉
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