3,1 Milliarden Euro Verlust vermeldete die Bankenholding Hypo Real Estate für das dritte Quartal 2008; innerhalb des Tages verlor die Aktie des Unternehmens am 20. November zeitweise bis zu 22,8 Prozent. Reichen die staatlichen Hilfen als Rettungsring?
2009 werde das Unternehmen weiterhin Verluste einfahren, lautete das Statement aus dem Hause Hypo Real Estate (HRE) am 17. November. Das klingt zunächst einmal sehr ehrlich und erweckt zumindest den Eindruck, dass man sich bei HRE den nackten Tatsachen stellt und nichts beschönigt. Das ist unbedingte Voraussetzung dafür, dass Änderungen möglich werden. Die nackten Tatsachen beweisen, dass HRE tief im Sumpf steckt. Als Handelsergebnis veröffentlicht wurde für das Quartal 3/2008 beispielsweise ein Minus von 349 Millionen Euro, die Finanzanlagen erreichten ein Minus von 364 Millionen Euro.
Mittlerweile steht die 50-Milliarden-Euro-Finanzspritze des Bundes HRE zur Verfügung; bereits vorab erhielt das Unternehmen zusätzlich Finanzierungsgarantien für 15 Milliarden Euro aus dem Finanzmarktstabilisierungsfonds, um problematisch werdende aktuelle Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Dafür wurden dann — so Welt Online — erst einmal Gebühren im Wert eines einstelligen Millionenbetrags fällig. Die Anleger auf dem Aktienmarkt überzeugten die Finanzhilfen erst einmal nicht und die Experten bestärken sie in der Skepsis: So empfahlen die Commerzbank Corporates & Markets – Analysten den Anlegern, die HRE-Aktie zu verkaufen, und die Spezialisten vom „Frankfurter Tagesdienst“ rieten zumindest dazu, sie zu meiden. 2009 wird HRE mit den Kosten für die Finanzhilfen zu kämpfen haben; vorerst wird sich das Unternehmen daher wohl weiter nahe am Abgrund bewegen.
Für Unternehmen, die derart in Schieflage geraten sind wie die HRE, reichen kleine Sanierungsmaßnahmen nicht mehr aus; dem Wechsel im Vorstand vom Vorstandsvorsitzenden Georg Funke zu Axel Wieandt folgte der Austausch vieler Mitglieder des Aufsichtsrates. Neuer Vorsitzender des Aufsichtsrates wird der Ex-Vorstand der Deutschen Bank Michael Endres. Einschneidende Maßnahmen könnten auch die Belegschaft treffen: Axel Wieandt hält Entlassungen bei den derzeit 1.850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens für möglich. Einmal mehr wirkt sich eine Krise eines Unternehmens damit bis auf die Ebene der Mitarbeiter aus. Der Weg ans rettende Ufer dürfte schwierig werden für Hypo Real Estate, aber „schwierig“ bedeutet Gott sei Dank nicht „unmöglich“.