Einzelhandel — Leben und Überleben in der Innenstadt

Während die Umsätze des innerstädtischen Einzelhandels in Deutschland zwischen 2003 und 2008 um drei Prozent anstiegen, nahm die Verkaufsfläche in Quadratmetern um sieben Prozent zu. Die Zahlen stammen aus einer Studie des Unternehmens GfK Geomarketing und könnten für härtere Konkurrenzkämpfe in deutschen Innenstädten sprechen.

Gute Entwicklungschancen für die Innenstadt?
Noch stärker zeigt sich die Diskrepanz zwischen gestiegener Verkaufsfläche und Umsatzsteigerung in Ostdeutschland, wo der Umsatz zwischen 2003 und 2008 um 8,8% gesteigert wurde; dem stehen 2008 insgesamt 26,2% mehr an Verkaufsfläche im Vergleich zu 2003 gegenüber. GfK Geomarketing untersuchte alle 81 Städte in Deutschland mit mehr als 100.000 Einwohnern. In der Analyse kommt das Unternehmen anhand des vorgelegten Zahlenmaterials zu einer positiven Einschätzung, was das Entwicklungspotenzial für den innerstädtischen Einzelhandel angeht. Die Innenstadt könne das Bedürfnis nach Shoppingmöglichkeiten mit Ambiente und nach vielfältigem Angebot befriedigen. So schrieb es GfK in einer Pressemitteilung vom 20. März 2009 und zitierte dabei Olaf Petersen, den Immobilien- und Einzelhandelsexperten des Unternehmens.

Weniger Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche
Das alles klingt erst einmal gut; übersehen werden sollte jedoch nicht, dass bei drei Prozent Umsatzsteigerung (2003 – 2008) und sieben Prozent gesteigerter Verkaufsfläche der Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche gesunken ist. Wer soll all das kaufen, was geboten wird? Eine vielleicht nicht ganz unberechtigte Frage. Nicht jeder innerstädtische Einzelhändler in Deutschland dürfte die positive Bewertung der Entwicklungschancen für die Innenstädte teilen. Eine Konjunkturumfrage des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels bestätigt insgesamt ein eher verhaltenes Stimmungsbild: 40 Prozent der befragten Unternehmen rechnen 2009 mit einem Umsatzrückgang. Das könnte Randlagen natürlich eher betreffen als die Innenstadt, allerdings bleibt fraglich, ob Innenstädte komplett verschont von schlechteren Zeiten bleiben. Die Kaufkraft in Deutschland — so berichtete die Zeitung Welt im Dezember 2008 unter Berufung auf eine Studie des Marktforschungsinstituts GfK — werde 2009 praktisch stagnieren. Mehr Geld als zuvor dürfte daher nicht zum Ausgeben vorhanden sein.

Standortstrategien
Auch die GfK Marktforschung sieht das Entwicklungspotenzial der Innenstädte nicht komplett ohne Vorbehalt. Gemeinsame Standortkonzepte und die Prüfung von konkreten Standorten seien Dinge, die von Einzelhändlern eingefordert würden, so Olaf Petersen. Das klingt vernünftig: Nur durch den Mix unterschiedlicher Sortimente, durch Shoppingcenter, die bestehende Einzelhandelsstrukturen der Innenstadt ergänzen oder beleben und nicht zerstören, können befriedigende Lösungen für den gesamten innerstädtischen Einzelhandel gefunden werden. Gute Stadtplanung ist gefragt.