Eine Kirche aus Glas sucht ihren Platz

Die Entwicklungsgesellschaft Multiversa möchte eine riesige Kirche, ein Stadion, eine Reithalle und eine Tierklinik finanzieren und wirkt dabei etwas merkwürdig.

Für das sakrale Projekt — eine riesige gläserne Kirche des Architekturbüros Graft — sucht Multiversa jetzt ein Zuhause.

Ein bisschen seltsam ist das schon mit der SGW Multiversa Entwicklungsgesellschaft; 2006 berichtete der Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) von den Plänen der Gesellschaft, in Wünsdorf nahe Berlin ein Leichtathletikstadion und eine Indoor-Skihalle zu errichten. Auch die gläserne Kirche war bereits damals in Planung. Als Geldgeber nannte Multiversa nach Aussage des RBB einen anonymen amerikanischen Investor; Baubeginn sollte 2003 sein, gebaut allerdings wurden bisher weder das Stadion noch die Halle; das Projekt verlief im Sande. Nun also soll erst einmal die Kirche doch realisiert werden. Für ihre Architektur hat sich Multiversa kompetente Hilfe besorgt: Das Architekturbüro Graft gewann im Jahr 2005 den ausgeschriebenen Wettbewerb für den Kirchenbau. Graft wird gemeinhin als Lieblings-Architekturbüro des Hollywood-Schauspielers Brad Pitt bezeichnet und plant eine Kathedrale aus Glas, ein Ort, an dem Gläubige wie unter freiem Himmel zusammen kommen, ein Gotteshaus aus ineinander verschlungenen Formen, das gleichzeitig als Konzertsaal dient. Auf 5.000 Quadratmetern soll diese Kirche Platz geben für insgesamt bis zu 1.500 Personen.




Als Standort im Gespräch ist das brandenburgische Beelitz im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Dort spricht Bürgermeister Thomas Wardin bereits von einer tollen Sache für die Stadt. Auch die Indoor-Skihalle und das Stadion werden nach Angaben aus der Märkischen Allgemeinen erneut ins Rennen geworfen; die gläserne Kirche soll in einen Multiversa-Park integriert werden, in dem neben ihr, dem Stadion und der Skihalle auch Platz ist für einen Reiterhof mit Tierklinik, eine Sportschule, ein Hotel und ein Schwimmbad. Speziell das Kirchenprojekt wird — so die Märkische Allgemeine — im Oktober auf einem Symposium der Erzdiözese Freiburg vorgestellt. Die Geschichte bleibt etwas seltsam: Informationen zu Multiversa lassen sich im Internet nur spärlich finden. Der RBB schrieb damals im Jahr 2006, einige mit dem gescheiterten Projekt in Wünsdorf betraute Unternehmen empfänden Multiversa als einen Fall für den Staatsanwalt. Hoffen wir für Beelitz, dass sie damit unrecht haben.