Mit dem Schweizer Immobilienmarkt befasst sich derzeit die Großbank Credit Suisse, die ihre aktuelle Marktstudie veröffentlichte. Die Kernaussagen der Studie sind: auf dem Schweizer Immobilienmarkt gibt es eine leichte Abkühlung, die Preisrückgänge halten sich aber in Grenzen, die Leerstandsquoten steigen leicht an, die Bauaktivitäten gehen leicht zurück, auch bedingt durch sinkende Einwanderungszahlen, alles in allem ist der Immobilienmarkt in der Schweiz aber stabil.
Dass der Boom der letzten Jahre nicht anhalten kann, zeichnete sich bereits länger ab. Nun ist erstmals der Zeitpunkt gekommen, an dem Käufer, insbesondere für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen, nicht mehr den angesetzten Kaufpreis zahlen. Die Experten rechnen in diesem Jahr mit Preisrückgängen zwischen 2 und 3 Prozent. Zudem werden in 2010 mehr Projekte als in 2009 fertig gestellt, was das Angebot nochmals erhöht. Mit Überangeboten und platzenden Blasen à la Spanien und Großbritannien wird in der Schweiz aber dennoch nicht gerechnet. Nichtsdestotrotz, auch die Schweiz kämpft mit einigen beeinflussenden Faktoren. Zum einen stagnieren auch hier die Löhne und Gehälter bzw. steigt die Arbeitslosigkeit an, außerdem haben die Zinsen für Immobilienkredite bereits ein Rekordtief erreicht, zum anderen geht die Zahl der Zuwanderer weiter zurück. Besonders Einwanderer aus Deutschland bleiben aus. So konnten 2009 nur noch 50.000 Neubürger in der Eidgenossenschaft begrüßt werden, ein Drittel weniger als in 2008, mit weiterer Tendenz nach unten. Wie das Schweizer Bundesamt für Wohnungswesen angab, war bis 2008 eine höhere Nachfrage nach Wohnraum als Angebote vorhanden, besonders qualifizierte Fachkräfte aus Deutschland fragten gehobene Miet- und Eigentumsobjekte nach. In Zürich fragten bisweilen bis zu 100 Interessenten eine Wohnung an, ebenfalls hatte die hohe Nachfrage positive Auswirkungen auf die Bauwirtschaft. Mit dem Rückgang der Einwanderungszahlen geht auch die Zahl der Baugenehmigungen zurück.
Bei der Entscheidung zwischen Wohneigentum oder Wohnen zur Miete, sind oftmals die Mietpreise entscheidend, die bei den Eidgenossen im europäischen Vergleich sehr hoch sind. Für den Erwerb von Eigentum sprechen auch die günstigen Zinsen in der Schweiz, die zudem steuerlich geltend gemacht werden können. Zweijährige Darlehen sind für weniger als 2 Prozent zu haben, Darlehen über 5 Jahre für 2,5 Prozent. Einkalkuliert werden muss allerdings der so genannte Eigenmietwert, der in der Schweiz greift und vom Finanzamt dem Einkommen zugerechnet wird.
Was die Wahl des Wohnobjekts betrifft, verlieren Einfamilienhäuser besonders bei den Dreißig- bis Fünfundvierzigjährigen an Reiz, zum Einen zieht es diese Altersgruppe eher in die Städte, zum anderen suchen sie, da die Kinder vielfach aus dem Haus sind, nach kleineren Wohneinheiten. In ländlichen Regionen sind viele Einfamilienhäuser älteren Baujahrs, was den gehobenen Ansprüchen in dieser Altersgruppe oftmals nicht gerecht wird. Die 1A-Wohnlagen in der Schweiz wie Zürich, Luzern und Thurgau sind davon allerdings nicht betroffen, hier sehen die Experten nach wie vor eine konstante Nachfrage, stabile Preise und geringe Leerstandsquoten.
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