Die Stimmen in der Presse mehren sich, in denen von verknapptem Wohnraum in Deutschland gesprochen wird. Was ist dran an Unkenrufen?
„Wohnungsleerstand sinkt auf knapp 790.000 Einheiten“ titelte die Immobilien Zeitung am zweiten Dezember 2008 und veröffentlichte Zahlen aus dem so genannten Techem-empirica-Leerstandsindex für das Jahr 2007. Der Leerstandsindex wird vom Marktforschungsinstitut Empirica und dem Energiedienstleistungsunternehmen Techem erstellt. Ermittelt wurde der Index 2007 anhand von anonymisierten Heizkostendaten aus 98 Städten und 2,1 Millionen Wohnungen. Für Eigentümer vermieteter Immobilien in Städten war der sinkende Wohnungsleerstand sicherlich eine freudige Nachricht; vor allem ostdeutsche Vermieter dürften Hoffnung auf gute Zeiten gehegt haben. Während die Anzahl leer stehender Wohnungen in Westdeutschlands Immobilien sich nur um 1500 Wohnungen verringerte und den Wert 400.900 erreichte, sank die Zahl freier Wohnungen in Ostdeutschlands Immobilien um ca. 33.000. In Prozentzahlen ausgedrückt heißt das: Die Leerstandsquote betrug 2007 in Gesamtdeutschland 3,7%; in den untersuchten Städten Westdeutschlands waren es 2,4% (2005:2,5%) und in Ostdeutschlands Städten 5,6% (2005: 6,9%). Dennoch: Die Städte mit den höchsten Leerständen liegen weiterhin in Ostdeutschland: Frankfurt an der Oder mit einer Leerstandsquote von 13,6%, Schwerin mit 13,2% und Halle mit 11,1%, wenngleich etwa Frankfurt an der Oder die Leerstände seit 2005 um 2,5 Prozentpunkte senken konnte.
Die Verringerung der Leerstände mag manch ein Mieter weniger positiv sehen als die Vermieter. Für Westdeutschland warnte etwa der Bundesverband des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) in der Onlineausgabe der Zeitschrift Focus vom vierten Dezember 2008 vor einer Verknappung des Wohnraums; der Leerstand habe in einigen Städten Westdeutschlands bereits die Quote von einem Prozent unterschritten. Der Mangel kommt nicht aus heiterem Himmel. Bereits im Juni 2005 veröffentlichten die Landesbausparkassen Ergebnisse einer Umfrage bei mehr als zehn wissenschaftlichen und privaten Beratungs – Instituten. Für 2010 wurden von den Befragten in „deutlich mehr Regionen Engpässe im Wohnungsangebot“ prognostiziert. Man kann auch weiter in der Zeit zurückgehen und findet eine Pressemitteilung der Landesbausparkassen aus dem Jahr 2001 mit dem Titel: „Ohne mehr Neubau droht Wohnungsknappheit“. Wurden solche Stimmen von der Politik nicht ernst genug genommen? Wie schafft man heute Abhilfe? In Zeiten vorsichtiger Investoren und nicht allzu freigiebiger Banken scheint notwendiger Wohnungsbau jedenfalls nicht unbedingt einfacher geworden zu sein.
Kann dem Beitrag nicht unbedingt zustimmen. Ich bin selber Makler und verfüge über einen gesunden Haushalt zwischen Angeboten und Anfragen. Vielleicht bezieht sich das nicht auf jede Stadt in Deutschland.
Ich denke, dass viele Statistiken ein- und dieselbe Schwäche haben, sie verwischen Unterschiede, weshalb sie zwar aussagekräftig bleiben, man aber vorsichtig sein sollte mit den aus ihnen abgeleiteten Interpretationen. Der Titel „Droht Wohnungsknappheit in Deutschland“ stellt aus meiner Sicht eine gewisse Provokation dar, die auch Artikeln abseits des Boulevards bisweilen gestattet sein sollte. Aber auch ich bin überzeugt davon, dass von Region zu Region, von Stadt zu Stadt zum Teil große Unterschiede beim Wohnungsangebot und der Wohnungsnachfrage bestehen, die bei manch einer Statistik unberücksichtigt bleiben.
Das die Interpretation des Leerstandsindex eh verschieden ausgelegt wird erkennt man ja auch daran, dass in vielen Medien von einer „Landflucht“ gesprochen wurde – was nicht stimmt (siehe hier: http://maklersupport.digmatech.de/2008/studien-statistiken/wohnungsstudie-von-empirica-und-techem-fehlinterpretation/). Wie jede Statistik und Studie können die Ergebnisse in mehrere Richtungen interpretiert werden.
sehr gut
Danke Dennis.