Maklerhäuser haben es im dritten Quartal 2008 etwas schwerer, Mieter für Einzelhandelsflächen in Einkaufsmeilen zu finden. Krisenszenarien muss jedoch (noch?) niemand heraufbeschwören!
Trotz weltweiter Finanzkrise war es bis vor kurzem eigentlich nicht sonderlich kompliziert, Mieter für 1A-Lagen in Deutschlands Einkaufsmeilen zu finden. Jones LangLassale verzeichnete im Rahmen einer Studie mit 250 Vermietungen aller Maklerhäuser für das erste Halbjahr 2008 Vertragsabschlüsse über insgesamt 100.000 Quadratmeter. Die ermittelte Zahl lag damit etwa 25% über dem Wert des Vorjahreszeitraums. Sehr kompliziert ist das Geschäft mit 1A-Lagen in den Einkaufsmeilen noch immer nicht geworden, allerdings hat es im dritten Quartal 2008 etwas an Fahrt verloren. Für seine neue Studie hat Jones LangLasalle 350 Vermietungen der Maklerhäuser im bisherigen Gesamtjahr 2008 untersucht: Während 31% aller Vermietungen im ersten Quartal 2008 getätigt wurden und 42% der Vermietungen aus dem zweiten Quartal stammen, wurden im dritten Quartal 2008 insgesamt nur 27% der Mietverträge unterzeichnet. Ist dies ein erstes Anzeichen dafür, dass die Finanzkrise auch die Einkaufsmeilen erreicht? Kempers Jones LangLasalle ist nicht der Ansicht und hält den „Markt für Handelsflächen in Einkaufsmeilen trotz Vertrauensverlust an den Finanzmärkten“ für stabil; dem Angebot an Flächen in Toplagen steht nach wie vor eine breite Nachfrage gegenüber.
Hauptinteressent an den Einzelhandelsflächen sind Unternehmen aus dem Textilhandel; Damen- und Herrenoberbekleidung sowie Young Fashion – Geschäfte haben jeweils etwa 20% der insgesamt 140.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche, die in der Studie untersucht wurden, gemietet. Neben dem Textilhandel interessieren sich vor allem der Schuh- sowie der Buchhandel und Telekommunikationsunternehmen für Top-Einzelhandelsflächen. So ganz ohne Wirkung bleibt die Finanzkrise allerdings auch beim Vermietungsmarkt in den Einkaufsmeilen nicht; Eigenkapital — so Jones LangLasalle — wird wichtiger bei den Vermietungen, seit die Banken mit Krediten vorsichtiger geworden sind. Abzuwarten bleibt, wie sich die Konsumfreude der Deutschen entwickelt und wie sehr das Einfluss auf die Abschlüsse von Mietverträgen in Deutschlands Einkaufsmeilen haben könnte. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) revidierte im September ihre Prognose für das Wachstum des privaten Konsums im Jahr 2008 in Deutschland auf einen Zuwachs von 0%.