Das Auftragsvolumen im Hochbau ging im Januar 2010 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,3 Prozent zurück. Das berichtet das Statistische Bundesamt. Der Rückgang sei allerdings vor allem aufs Wetter zurückzuführen, schreibt die Deutsche Presse Agentur und eine Studie des Unternehmens OC&C Strategy Consultants berichtet von einer allmählichen Stabilisierung der Branche. Bei all diesen Informationen bleibt die Frage: Wie sieht es mit der Zukunft der deutschen Hochbaubranche aus?
Rezession überwunden… oder nicht?
Was das Magazin Focus Anfang März 2010 als Prognose veröffentlichte, klang nicht gut. „Baubranche erwartet Umsatzeinbußen“ betitelte das Magazin seinen Artikel. Es zitierte dabei den Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB). Der prognostiziert für 2010 eine Einnahmen-Senkung im Baugewerbe um 0,7 Prozent; Verbandspräsident Hans-Hartwig Loewenstein erwartet daher ein „weiteres Jahr der Rezession“. Schaut man sich die Studie von OC&C Strategy Consultants an, so klingen Prognosen zumindest für den Hochbau besser: Das Unternehmen spricht von einer Überwindung der Rezession in diesem Jahr und von einem Minus-Wachstum, das für den Hochbau nur 0,1 Prozent beträgt.
Der Wohnungsbau ist besser dran!
Trotz der Unterschiede existiert eine Reihe von Gemeinsamkeiten in beiden Einschätzungen. Zunächst einmal bleibt festzuhalten: 2009 war kein gutes Jahr für die Baubranche. Das verwundert kaum, denn die Gesamtkonjunktur brach mit fünf Prozent stärker als je zuvor in der Bundesrepublik Deutschland ein. Da stand der Hochbau in Deutschland dann trotz seines eigenen Minuswachstums fast schon wieder gut da: Im Zuge der Finanzkrise soll es hier laut OC&C Strategy Consultants nämlich „nur“ ein Minus von zwei Prozent gegeben haben. Relativ schlimm traf es — so OC&C Strategy Consultants auf Datenbasis des Statistischen Bundesamtes — allerdings den Nichtwohnungsbau. Das Auftragsvolumen nahm hier bei Neubauten 2009 gegenüber 2008 um neun und bei Renovierungen um fünf Prozent ab. Etwas weniger stark traf es den Wohnungsbau: beim Neubau von Ein- bis Zweifamilienhäusern betrug der Rückgang fünfeinhalb und bei mehrgeschossigen Häusern knapp sechs Prozent.
Drei Trends — SanReMo, Green Buildings und Ost-West-Gefälle
Die Sanierung von Wohngebäuden stand 2009 besser da; hier gab es ein Plus von 0,5 (Ein- und Zweifamilienhäuser) beziehungsweise 1,2 Prozent (mehrgeschossige Häuser). SanReMo ist im Aufwind: Die Abkürzung steht für Sanieren, Renovieren und Modernisieren. Der Anteil dieser Arbeiten am gesamten Wohnungsbaumarkt lag zur Jahrtausendwende noch bei 58 Prozent; mittlerweile ist er auf etwa achtzig Prozent angestiegen. Der Baubranche mag es egal sein, womit sie ihr Geld verdient. Diejenigen, die eine Wohnungsknappheit in Deutschlands Ballungsräumen erwarten, könnten diesen Trend jedoch mit Sorge sehen. Trend Zwei in Deutschland: eine steigende Bedeutung von nachhaltigem Bau und Energieeffizienz. Und es gibt noch einen dritten Trend. Laut OC&C Strategy Consultants wird die Bauwirtschaft sich im Westen Deutschlands deutlicher erholen als im Osten. Bis 2012 wird — so die Prognose — die Bauwirtschaft im Westen um 0,4% und im Osten um nur 0,1 Prozent pro Jahr wachsen.
Und das Fazit?
Verschont wurde die Hochbaubranche von der Finanzkrise mit Sicherheit nicht. Differenziert gesehen, ist der Gewerbebau besonders stark getroffen worden und wird die Ergebnisse wohl auch 2010 nach unten ziehen. Besser sieht’s wahrscheinlich beim Wohnungsbau aus, der sich etwas schneller erholt. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes rechnet 2010 dennoch mit dem Wegfall von nochmals 6.000 der etwa 704.000 Arbeitsplätze in der Branche: 2009 waren es „nur“ tausend.
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