Eine Epoche neigt sich dem Ende zu: die Post will bis zum Jahr 2011 alle Postämter schließen. Seit 1993 setzte die Post vermehrt auf so genannte Partnerkonzepte und gab von den ehemals mehr als 12.000 eigenen Filialen bis auf 500 alle eigenen Niederlassungen an Partner im Einzelhandel ab.
Aus traditioneller Sicht stand die Post von jeher für eine Institution, die Nachrichten, Postsendungen und Kleingüter transportiert, in früheren Zeiten war sie auch für den Personentransport zuständig – Aushängeschild damals die Postkutsche. In anderen Ländern zeichnet die Post bis heute für den Personentransport verantwortlich, so zum Beispiel in Österreich, wo es immer noch die Postbusse gibt. Wie in vielen Teilen Europas steht nun aber auch in Deutschland die Privatisierung an. Postkunden müssen zukünftig Kioske oder Supermärkte, Getränkemärkte, Bäckereien oder Tankstellen besuchen, die sich mit dem Brief- und Paketgeschäft ein Zubrot sichern möchten. Für die Kunden ist dies nicht unbedingt von Nachteil. Kürzere Wege oder längere Öffnungszeiten könnten sich auf Kundenseite positiv bemerkbar machen. Und eine gewisse Flächendecken durch Postfilialen ist ohnedies gesetzlich vorgeschrieben.
Für die Post bedeutet die Filialschließung das Umsetzen eines rigorosen Sparkurses. Einbußen durch steigende Konkurrenz im Paket- und Briefbereich, Fehlkalkulationen bei der Expansion in die USA und das Zunehmen elektronischer Post – selbst deutsche Behörden denken darüber nach, ihre Briefe wo möglich per Mail zu verschicken – zwangen die Postchefs zum Handeln. Partnerfilialen können im Vergleich kostengünstiger agieren, da die Postdienstleistungen für sie ein Nebengeschäft zum eigentlichen Hauptzweig sind, sie aber trotzdem nur einmal Miete und Personal bezahlen müssen.
Wie die Post verlauten ließ, müssen die Mitarbeiter in den bleibenden 500 Filialen aber nicht mit Kündigungen rechnen. Bis 2011 sei mit den Gewerkschaften ein Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen vereinbart, den Mitarbeitern werden Arbeitsstellen in anderen Bereichen des Postkonzerns angeboten.