Während große Bauprojekte wie die Hamburger Elbphilharmonie durch gewaltige Kostensteigerungen Schlagzeilen machen, existieren andere öffentliche Bauvorhaben, deren Baupreis unterhalb der Kalkulation liegt. Beispiel dafür ist das Neue Museum in Berlin, dessen Konzeption aber nicht alle gleichermaßen begeistert.
33 Millionen Euro gespart!
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb erst einmal nicht mehr als eine Ruine. Das 1855 eröffnete Neue Museum in Berlin, das damals etwa eine ägyptische Sammlung sowie Repliken griechischer und römischer Skulpturen enthielt, war schwer beschädigt und sollte es für Jahrzehnte bleiben. Als der Architekt David Chipperfield 1994 erstmalig eine Besichtigung des zerstörten Museums unternahm, sollen Bäume auf dem Dach und Gräser zwischen Säulen gewachsen sein, schreibt das Magazin STERN in einem Artikel vom sechsten März 2009. Nach dem Besichtigungstermin begann die Arbeit des Architektenbüros David Chipperfield. 200 statt 233 Millionen Euro wurden seither ausgegeben; nun steht das Neue Museum tatsächlich wieder neu da. Eingebunden ist es in die Berliner Museumsinsel mit ihren fünf Museumsbauten, die seit 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Besucher konnten sich während drei Tagen der Offenen Tür bereits ein Bild von der wiederhergestellten Immobilie machen; die offizielle Fertigstellung ist für den Herbst 2009 geplant, die Eröffnung voraussichtlich zwei Jahre später. Exponate werden dann aus dem Museum für Früh- und Vorgeschichte, der Antikensammlung und dem Ägyptischen Museum stammen.
Ein nicht unumstrittenes Konzept
Dem Architekten ging es bei der Restaurierung des Neuen Museums nicht darum, alle Spuren des Krieges komplett zu verwischen, um das Gebäude nahezu in Vorkriegszeit zu versetzen. Wunden, die der Krieg schlug, zu erhalten, gehörte zum Konzept Chipperfields. Risse und Einschüsse blieben bestehen. An einem reinen „Zurück zum Ursprung“ war Chipperfield auch sonst nicht gelegen. So dominiert etwa ein Aufstieg aus Beton nun das Treppenhaus. Der Rekonstruktion setzte er die ergänzende Wiederherstellung entgegen. Zu seiner Konzeption äußerte sich Chipperfield in einem Interview des STERN vom September 2007: „Es ist wie bei einem Gemälde: Wenn es unvollendet ist und sie malen es fertig, dann haben Sie kein Original mehr.“ Einige hätten sich Anderes gewünscht. Bernd Wendland etwa, der Vorsitzende der Gesellschaft Historisches Berlin, bezeichnete das neue Neue Museum als „Wundmalpflege“ und verweist in der Berliner Morgenpost darauf, dass die 200 Millionen Euro Baukosten auch ausgereicht hätten, um einen weitgehend originalgetreuen Wiederaufbau des Museums zu realisieren. Bleibt die Frage, welches Konzept das interessantere gewesen wäre?