Eine Umfrage der TNS Infratest ergab kürzlich, dass die deutschen Immobilieninteressenten zu 70 Prozent auf eine Bestandsimmobilie zurückgreifen würden. Als Hauptgründe wurden der günstigere Kaufpreis sowie ein besser kalkulierbares Risiko genannt.
Scheinbar nimmt die Risikobereitschaft der Deutschen ab, denn in 2005 hatten lediglich 58 Prozent der Immobilieninteressenten ihren Wunsch nach einer Bestandsimmobilie geäußert, 42 Prozent wollten neu bauen. Heute bevorzugen 66 Prozent der Befragten eine Bestandsimmobilie, da diese günstiger zu haben ist. Zudem nennen sie den Wertverlust, den ein Neubau in den ersten Jahren mit sich bringt, als Pro für ein bereits bestehendes Objekt. Nicht zu verachten auch die besser einkalkulierbaren Risiken einer älteren Immobilie. Viele Mängel sind bereits zu Tage getreten und idealerweise behoben. Bei Neubauten sind die Mängel nicht immer sofort ersichtlich, oftmals wird so billig wie möglich mit entsprechenden Materialien gebaut, woraus weitere spätere Schäden entstehen können.
Bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage kommt es zudem häufig vor, dass Bauträger während der Bauphase in Insolvenz gehen müssen. Zwar zahlen Bauherren in der Regel in Raten je nach Baufortschritt, doch bedeutet eine Insolvenz des Bauträgers immer viel Ärger, Zeitverzögerung und ggf. zusätzliche Kosten, wenn ein anderer Bauträger einspringen muss, um das Objekt fertig zu stellen.
Und nicht zuletzt ist der Trend zum innerstädtischen Leben nicht abzustreiten. Der Arbeitsmarkt bietet in den städtischen Lagen einfach bessere Chancen, gerade junge aber auch ältere Leute bevorzugen eine gute Infrastruktur und die kulturellen Gegebenheiten der Großstädte. In den Städten einen geeigneten Bauplatz, der der gewünschten Lage und Größe entspricht, zu finden, ist äußerst schwierig. Meistens liegen die Neubaugebiete in den Randlagen und sind dann wiederum mit langen Anfahrtswegen verbunden. Bestandsimmobilien liegen dagegen oft in der Innenstadt, haben eine gute infrastrukturelle Anbindung und bieten zudem den Vorteil, dass sie schnell bezogen werden können.
Auch eine schlechtere energetische Ausstattung ist kein Gegenargument für Bestandsimmobilien mehr. Häufig sind Mieter von Neubauten nicht bereit, aufgrund der besseren Energieeffizienz eine weitaus höhere Miete zu zahlen als in vergleichbaren Wohnungen in Bestandimmobilien.
Um sowohl den Neubau als auch die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien gleichermaßen zu fördern, fordern Verbände einerseits die Wiedereinführung der degressiven Abschreibung für Neubauten als auch die Einführung von steuerlichen Anreizen für die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien. So sollte ein gesundes Gleichgewicht zwischen einerseits der Bauwirtschaft als auch der Nachfrage nach Bestandsimmobilien gewährleistet sein.