Bei der Anzahl der Eigenheimbesitzer herrschen in Ost- und in Westdeutschland weiterhin große Unterschiede; existiert das geeinte Deutschland in Sachen Finanzen noch nicht?
BHW-EMNID-Studie zu Eigenheimbesitz
Die BHW Bausparkasse hatte die Studie zum „Thema Immobilieneigentum in Ost und West“ in Auftrag gegeben, das Marktforschungsinstitut EMNID führte sie durch. Ein Ergebnis: In den ostdeutschen Bundesländern leben 36,7 Prozent der Menschen im Eigenheim, während es in den westdeutschen Bundesländern 52,5% der Bürger sind: eine eindeutige Diskrepanz zwischen Ost und West. Laut der Studie ist dies einerseits noch immer auf die Politik der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik zurückzuführen, in der der Bau von privaten Eigenheimen maximal geduldet war, nicht jedoch gern gesehen wurde. Der geringe Anteil an Eigenheimen ist bisher nicht aufgeholt worden. Andere mögliche Gründe, warum die Zahlen zwischen Ost und West derart auseinanderklaffen, liefert aus Sicht der Autoren der Studie die Statistik.
Statistisches aus Ost und West
Einen Grund für die gegenüber den westlichen Bundesländern deutlich geringere Zahl der Eigenheimbesitzer in Ostdeutschland sehen die Autoren in den unterschiedlichen Durchschnittseinkommen in Ost und West und berufen sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach hatte ein Vollzeitbeschäftigter in Ostdeutschland (Stand: Dezember 2008) am Ende jeden Monats durchschnittlich 2.355€ eingenommen, ein westdeutscher Vollzeitbeschäftigter 3.224€. Diese Zahlen allein taugen aber vielleicht nur bedingt als Erklärung. Falls etwa Westdeutsche mit Wunsch nach einem Eigenheim vor allem in Westdeutschland bleiben, Ostdeutsche als Hausbesitzer gern in ihrer Heimat in den östlichen Bundesländern bleiben würden, dann spielen auch die unterschiedlichen Bau- oder Kaufkosten eine Rolle; dann nämlich stehen den niedrigeren Einkommen in Ostdeutschland beispielsweise auch niedrigere Kosten für den Hauskauf gegenüber. Nach einer Erhebung des Instituts für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen e.V. lagen die Kaufpreise für Eigenheime in den neuen Bundesländern zwischen 60.000€ (Sachsen-Anhalt) und 114.300€ (Brandenburg); westdeutsche Bundesländer begannen mit Durchschnittspreisen zwischen 113.600€ im Saarland und endeten mit 283.800€ in Hamburg.
Grund: Arbeitslosigkeit?
Ein vielleicht noch triftigerer Grund dafür, warum Menschen aus Ostdeutschland seltener zum Hausbesitzer werden, könnte die im Vergleich zum Westen erhöhte Arbeitslosenquote in den ostdeutschen Bundesländern sein. Die Deutsche Bundesbank verzeichnete im Dezember 2008 eine Durchschnittsarbeitslosenquote von 6,2% in Westdeutschland und von 12,2% in Ostdeutschland. Bedenkt man zusätzlich, dass nach einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes etwa 33% aller Bezieher von Hartz4 mit einem Alter zwischen 15 und 24 Jahren in Ostdeutschland leben, während die ostdeutsche Bevölkerung nur 20% der deutschen Gesamtbevölkerung ausmacht, bleibt fraglich, ob Ostdeutschland in absehbarer Zukunft eine gleiche Anzahl von Eigenheimbesitzern wie Westdeutschland aufweisen wird. Aber das ist nur eine der Fragen, die sich aus diesen Zahlen ergeben.
Pingback: Anonymous